Bereits am Donnerstag sind wir (Marc, Aliaksei, Markus und ich) von München über Riga nach Tartu geflogen. Die Anreise war ziemlich hart, da es technische Probleme mit dem Flieger in Riga gab und somit unser Flug um mehrere Stunden verschoben werden musste. Sofort beim Aussteigen aus dem Flieger in Tartu war mir klar, dass es hier „saukalt“ ist. Im Auto sank das Thermometer auf -31°C herunter.
Fix und fertig im Hotel angekommen freuten wir uns alle auf das Bett. In den nächsten zwei Tagen arbeiteten wir hart, um perfektes Material für das Rennen heraus zu testen. Das Wetter blieb konstant extrem kalt um die -25°C, aber zum Glück war es immer sonnig, somit wurde die Kälte halbwegs ertragbar. Der Tartu Marathon startet in Otepää und verläuft über eine ständig kupierte 63km lange Strecke bis nach Elva. Bei 8.000 Teilnehmer und unzähligen Zuschauern auf der ganzen Strecke, ist es einfach ein Traum hier am Start zu stehen.
Das Rennen hat für mich perfekt begonnen. Ich bin die ersten Kilometer in der Spitzengruppe mitgelaufen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, bei so einem großen Rennen in der Spitzengruppe mit zu laufen – vor dir ein Skidoo mit Kameramann, über dir ein Helikopter und neben dir die besten Klassiker der Welt. Die ersten 20km konnte ich so der Spitzengruppe folgen, dann wurde der Gripp meines Skis immer schlechter und das Steigwachs immer weniger. Die nächsten paar Hügel konnte ich dem Tempo noch mit Doppelstockschübe folgen. Doch sehr bald waren meine Arme so blau, dass ich von der Gruppe wegfiel. Das Schöne bei so einem Rennen ist, dass alle paar Kilometer ein Täfelchen mit der Kilometerangabe bis zum Ziel steht. Also wurde mir langsam mehr und mehr klar, dass ich jetzt noch über 2/3 der Strecke vor mir hatte. Bei der nächsten Abfahrt holte ich meine Trinkflasche aus dem Trinkgurt und wollte erst mal etwas trinken, doch irgendwie bekam ich die Flasche nicht auf. Ich dachte: „Egal, die Abfahrt ist eh zu kurz, bei der Nächsten klappt’s bestimmt.“ Bei der nächsten Abfahrt wusste ich dann warum nicht aufging – das Trinken war eingefroren! Zum Glück klappte aber alles perfekt mit unserer Verpflegung und Marc versorgte uns alle paar Kilometer mit warmen Getränken. Das Rennen wurde immer mehr zum Durchhaltekampf für mich. Ich war körperlich echt total am Ende, die Kälte machte das Ganze auch nicht leichter. Doch eines war klar, aufgeben gibt’s nicht, also: weiter Schieben! Die letzten 20km wurde der Kampf noch mit Muskelkrämpfen versüßt. Zuerst fing es leicht im Bauch an, doch schon bald zuckte es überall. Von hinten schlossen auch immer wieder kleinere Grüppchen mit Läufern auf. Ich versuchte immer so lange wie möglich mit der Gruppe mit zu kommen. Die Meisten konnten in den Anstiegen noch klassisch laufen, dadurch wurde das Mitschieben irgendwann unmöglich. Nach über 3h hartem Kampf war das für mich mit Abstand härteste Rennen beendet. Der Sieger war der Schwede Jerry Ahrlin, der heuer schon einige Fis-Marathoncups gewonnen hat. Am Ende war ich dann auf dem 73. Platz. Ich und mein Team haben in Estland sehr viel an Erfahrung gewonnen. Estland war auf jeden Fall eine Reise wert.
Dieses Wochenende steht für mich der Ganghoferlauf auf dem Programm.