Der Start beim Vasalauf war für mich ein Wechselbad der Gefühle.
Der Vasaloppet welcher seit 1922 ausgetragen wird und dieses Jahr zum 90. Mal stattfand faszinierte mich schon als kleines Kind.

Der Entschluss, dass ich 2014 starten werde ist letztes Jahr in Norwegen beim Birkebeiner Rennen gefallen, allerdings ist meine Freude sehr schnell verflogen, da bereits nach 10 Minuten alle 15.800 Startplätze ausverkauft waren und ich keinen bekommen hatte.

Ich musste bis in den Spätherbst warten, bis ich endlich einen Startplatz bekommen konnte. Überglücklich wurde meine Freude auf dieses jährliche Großereignis, bei dem 2014 die Sieger der letzten 12 Jahre am Start sein sollten, wieder getrübt, da ich ganz knapp die Qualifikation für die Elite verfehlt hatte und nun in der 1. Gruppe starten musste. 250 Elite Starter vor mir, den Kampf mit weiteren 450 Startern in meiner Gruppe, sowie die Gewissheit, dass die Spur aufgrund der Schneesituation nach wenigen 100 Metern auf 15 Spuren zusammen geht, machte die Situation extrem schwierig. Mein Ziel Top 150 (Elite) rückte also in aussichtslose Sphären, dennoch wollte ich mich nicht entmutigen lassen und ich habe mit meinen beiden Betreuern Rudolf und Sabine alles mögliche getestet und versucht. Die Tipps von meinem Freund und Trainer Thomas Steurer erwiesen sich im Nachhinein betrachtet als Goldwert.

Der Renntag begann um 2:00 Uhr in der Früh mit dem erbarmungslosen Läuten von 3 Weckern, damit wir ja nicht verschlafen konnten! Die Fahrt zum Start wurde zur Nervenprobe, da wir nicht wussten, wie viel Verkehr sein würde und ob wir rechtzeitig am Start sein würden. Um 5:30 gingen die Startboxen auf und natürlich wollte jeder ganz vorne in der Startgruppe stehen. In dieser Situation sollte ich auch noch mein Frühstück runterwürgen – ich musste!

Um 5:00 am Start, bot sich uns eine unfassbare Menschenmenge, welche bereits an allen Startgruppen auf den Einlass wartete. An dieser Stelle ein Lob an die Veranstalter, alles lief in Perfektion und Ordnung ab! Ich hatte an diesem Tag zum ersten Mal Glück und konnte mich relativ gut in der Startgruppe 1 aufstellen – das Rennen konnte beginnen!

Um 8:00 erfolgte der Start, neben unzähligen Topathleten startete auch der Kronprinz Frederik von Dänemark. Ich hatte unfassbares Glück auf den ersten 500 Metern und konnte mehrmals Kollisionen unmittelbar vor mir gerade noch so ausweichen. Mit dem schweren, 2 Kilometer langen Anstieg zu Beginn beruhigte sich das Feld ein wenig.
Oben angekommen blickte ich völlig erschöpft auf das Schild 87 km bis Mora! Da ich beschlossen hatte ohne Steigwachs zu starten musste ich natürlich auch diesen Berg hochschieben. Meine Arme schmerzten, meine Lunge brannte und mir kamen zum ersten Mal große Zweifel, ob ich weitere 87! Kilometer Doppelstock-Schieben kann.

Das Rennen nahm seinen Lauf und schon recht bald waren die ersten 20 km geschafft. Ich kämpfte mich einen Platz nach dem anderen nach vorne, wie man hier recht gut sehen kann.

Die kompletten 90km waren spannend, als ich meinen Stock verloren hatte, habe ich meinen Traum schon abgehackt, aber auch hier sollte es noch nicht vorbei sein und wenige Momente später reichte mir mein Vater Ersatz.

Ich hatte außerdem die Beste Sicht auf den Kampf um den Sieg bei den Damen. Kurz vor dem Bergsprint Evertsberg konnte sich die Norwegerin Laila Kveli (Team Centric) von ihren beiden Kontrahentinnen aus Schweden Britta Johansson Norgren und Annika Löfström (beide Team Ski Pro Am) ein wenig absetzen. Laila Kveli musste noch hart um den Sieg kämpfen, konnte sich aber Schlussendlich nach 2013 auch heuer wieder den Sieg sichern. Bis ins Ziel konnte ich mich dann noch von der schnellen Norwegerin distanzieren und einen kleinen Abstand von 2min 30 heraus holen.

Auf den letzten Kilometern ins Ziel motivierten mich meine Leute und die Freude auf die Zielgerade mit Ziel mitten in Mora mit mehreren Tausend begeisterten Zuschauern. So ließ ich mich die letzten Meter von der johlenden Menge ins Ziel tragen. Mit nicht mal 15 Minuten Rückstand auf den Sieger aus Norwegen John Kristian Dahl und dem völlig überraschenden 132. Platz bin ich überglücklich und habe mein schon fast aus den Augen verlorenes Ziel erreicht!

Der Vasaloppet hat für uns alle gehalten was er so schön auf schwedisch verspricht:

DRÖMMEN, UTMANINGEN, ÄVENTYRET!
(Traum, Herausforderung, Abenteuer)