5 Jahre spezielle Vorbereitung, insgesamt 3 Starts, einmal krank, mehrere tausend Euro, 20 Liter Vitargo, Krämpfe, Blutblasen, 365 Tage pro Jahr Unterstützung durch Freundin, Familie, Freunde und Sponsoren sowie jeden, der an mich geglaubt hat.
All das um ein Ziel zu erreichen: Vasa Top100!
Nach dem Sieg beim Achenseelauf vor einer Woche wusste ich, dass ich meinem Ziel Top 100 beim größten Langlaufrennen der Welt zum Greifen nahe bin. Doch die Erfahrung aus dem letzten Jahr hat mich bitter gelehrt: Sei dir deiner Sache nie zu sicher!
Somit haben Sabine, meine Mama und ich weiter alles Machbare geleistet um die Ausgangssituation für den Renntag so gut wie nur irgend möglich zu gestalten.
Auch Thomas Steurer hat einen wesentlichen Beitrag an meinem Erfolg. Neben den unzähligen vasaspezifischen Empfehlungen sind es die gemeinsamen zum Teil ziemlich harten Trainingseinheiten, die einen wesentlichen Baustein meiner sportlichen Leistung bilden. Erst sein Wissen und die jahrelange Erfahrung haben mich körperlich in die Lage gebracht diese enorme körperliche Anstrengung überhaupt zu erbringen. Dass seine Trainingssteuerung funktioniert hat er ja selbst bereits mehrmals unter Beweis gestellt (u.a. 10. & 12. Platz beim Vasalauf).
Am Renntag klingelte der Wecker, wie mittlerweile schon fast üblich, um 4 Uhr morgens. Andere gehen zu diesem Zeitpunkt vielleicht gerade von einer Party nach Hause – für uns ging die Party jetzt erst so richtig los!
Bis 8 Uhr lief alles exakt nach Plan, auch der Start verlief recht ruhig, vermutlich hatten die meisten Starter noch die Bilder von vor 2 Jahren im Kopf. Auch der erste Anstieg verlief soweit planmäßig. Am höchsten Punkt ging das Rennen dann richtig los.
Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass ich vom Material nicht den Hauch einer Chance hatte das Tempo der Spitzengruppe mitzugehen. Mein Ski war durchaus bewusst für nasse Verhältnisse präpariert – minus 8° C und trocken, wie die Verhältnisse zu diesem Zeitpunkt waren, zählt leider nicht so ganz dazu. Dementsprechend konnte ich mich erst um Platz 150 einreihen und musste bis Mångsbodarna kämpfen wie ein Stier. Danach hatte ich eine größere Gruppe gefunden, allerdings war ich auch hier immer der Letzte und hab den Anschluss immer wieder verloren. Mir war zu diesem Zeitpunkt absolut bewusst, dass ich den Anschluss an diese Gruppe unter gar keinen Umständen verlieren durfte, denn dann wäre mein Traum bereits in der ersten Rennhälfte definitiv geplatzt gewesen. Mit Platz 115 und 10 Minuten Rückstand auf die Spitze war ich am Evertsberg dann zum Glück noch auf dem richtigen Kurs. Und ab diesem Zeitpunkt wendete sich das Blatt zu meinen Gunsten! Die Temperatur stieg langsam an und mein Ski wurde von Kilometer zu Kilometer besser – der Plan schien tatsächlich aufzugehen!
Mir wurde klar, dass ich die richtige Material Entscheidung getroffen hatte. Ich konnte mich Platz für Platz weiter nach vorne kämpfen und lag bei Kilometer 70 schließlich um Position 90. Ab diesem Zeitpunkt merkte ich allerdings auch, dass ich zu Beginn des Rennens schon ziemlich viel Energie verbraucht hatte und mir diese nun auf den entscheidenden letzten Kilometern bis Mora fehlten. Half alles nichts, ich musste kämpfen! – kämpfen gegen Krämpfe, Hungerast und vor allem um wertvolle Platzierungen. Zum Glück haben Sabine und Mama wieder mal sensationelle Arbeit geleistet und jede Verpflegungsposition perfekt erwischt, auch wenn es für die beiden ebenso stressig war wie für mich auf der Strecke. Ich schüttete mir das Getränk jedes Mal dankbar und mit Verzweiflung in den Mund. Die Angst, dass mein großer Traum auch dieses Jahr wieder platzen könnte war groß – trotzdem spürte ich, dass ich es noch schaffen konnte!
Die letzten 3 Kilometer ins Ziel waren die schlimmsten Rennkilometer meines Lebens und gleichzeitig die Besten. Hinter mir eine größere Gruppe, vor der ich unbedingt ins Ziel kommen musste. Krämpfe im Bauch und den Armen machten mir die Sache nicht gerade leichter. Zum Glück konnte ich mich noch einmal unglaublich motivieren und redete mir die ganze Zeit selbst ein, dass ich es doch noch schaffen würde. Dass in diesem Zustand noch ein langer grausamer Zielsprint auf der Zielgeraden möglich war hätte ich selbst nicht gedacht! Und ja, es war absolut nötig diesen zu gewinnen um als 100. die Ziellinie zu überqueren!
Ich wusste zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht, dass ich mein Ziel erreicht hatte, aber ich wusste definitiv, dass ich alles gegeben hatte, was ich im Stande war zu leisten. Ich könnte mir dieses Mal, egal wie es letztlich ausgegangen wäre keinen einzigen Vorwurf machen, nicht absolut alles mir mögliche getan zu haben.
Im Ziel kamen mir Sabine und Mama mit Tränen in den Augen entgegen und erklärten mir, dass ich es geschafft hatte! – Nein, eigentlich hatten WIR es geschafft!
Ich war so fertig, dass ich mich nicht mal mehr alleine umziehen konnte.
Und ja, die Quälerei und die Investitionen haben sich definitiv gelohnt.
Was Sabine und Mama für mich in den Tagen um das Rennen und am Renntag geleistet haben kann man nicht in Worte fassen. Um es ein wenig begreifbar zu machen kann ich euch eines sagen: Alleine hätte ich mein Ziel niemals erreichen können – Danke an jeden von euch!
90 Kilometer | 1.000 HM | 4h 29m 27s